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Rückabwicklung eines Autokredits nach Wideruf

Fünf Jahre nach dem Kauf eines Hyundai i30 zieht ein Mann vor Gericht und bekommt überraschend Recht: Wegen eines Formfehlers im Darlehensvertrag muss die Bank ihm alle Zahlungen erstatten – und das, obwohl er den Wagen bereits fünf Jahre lang genutzt hat. Der Fall zeigt, wie wichtig die korrekte Widerrufsbelehrung bei finanzierten Autokäufen ist und welche weitreichenden Folgen ein Fehler für die Bank haben kann.

Das Wichtigste in Kürze

  • Gericht: Landgericht Ravensburg
  • Datum: 23.08.2022
  • Aktenzeichen: 2 O 212/21
  • Verfahrensart: Widerruf eines Darlehensvertrags
  • Rechtsbereiche: Verbraucherrecht, Darlehensrecht

Beteiligte Parteien:

  • Kläger: Der Kläger schloss mit der Beklagten einen Darlehensvertrag zur Finanzierung eines Hyundai i30. Er machte von seinem Widerrufsrecht Gebrauch und argumentierte, dass der Widerruf wirksam sei, da die im Vertrag angegebenen Pflichtinformationen fehlerhaft gewesen seien. Er fordert die Rückzahlung der Darlehensraten sowie die Anzahlung.
  • Beklagte: Die Beklagte, eine Bank, gegen die der Kläger seine Widerrufserklärung richtete, hält den Widerruf für verfristet und die Klage für unbegründet. Sie behauptet, dass alle notwendigen Informationen korrekt im Vertrag vorhanden waren und beruft sich auf Verwirkung und Rechtsmissbrauch. Sie strebt die Fahrzeugrückgabe und eine Aufrechnung mit Wertersatzansprüchen an.

Um was ging es?

  • Sachverhalt: Der Kläger schloss einen Darlehensvertrag zur Finanzierung eines Fahrzeugkaufs. Er leistete eine Anzahlung und finanzierte den Restbetrag über das Darlehen. Die Kläger widerrief den Darlehensvertrag und forderte die Rückzahlung der geleisteten Beträge mit der Begründung, dass die Widerrufsfrist aufgrund fehlerhafter Pflichtangaben nicht wirksam begonnen habe.
  • Kern des Rechtsstreits: Der Hauptstreitpunkt war die Frage, ob der Widerruf des Klägers wirksam ist, insbesondere ob die Bank ihre Pflichtangaben zum Widerrufsrecht korrekt erfüllt hatte.

Was wurde entschieden?

  • Entscheidung: Das Gericht entschied, dass der Widerruf des Darlehensvertrags wirksam war. Die Beklagte wurde verurteilt, den Kläger zu entschädigen und die geleisteten Zahlungen abzüglich eines aufgerechneten Betrages zurückzuerstatten.
  • Begründung: Die Entscheidung basierte darauf, dass die Bank es versäumt hatte, den Kläger ordnungsgemäß über die Verzugszinsen zu informieren, welche beim Widerruf des Darlehens nötig gewesen wären. Aufgrund fehlender korrekter Informationen begann die Widerrufsfrist nicht.
  • Folgen: Die Beklagte muss dem Kläger den Restbetrag des Darlehens sowie die Anzahlung abzüglich aufgerechneter Versicherungsprämien und ohne Darlehenszinsen zurückzahlen. Sie muss auch die vorgerichtlichen Anwaltskosten des Klägers tragen. Der Kläger muss das Fahrzeug zurückgeben. Das Urteil bestimmt, dass künftiger Wertersatz nur für nicht notwendige Nutzung des Fahrzeugs geschuldet wird, und begründet jedenfalls eine Klarstellung zur Verpflichtung der Banken, klare Informationen in Darlehensverträgen zu geben.

Widerrufsrecht bei Autokrediten: Verbraucher können Rückabwicklung fordern

Die Rückabwicklung eines Autokredits nach Widerruf ist ein wichtiges Thema für viele Verbraucher, die ihre finanziellen Optionen überprüfen möchten. Ein Autokredit ermöglicht es vielen, den Traum vom eigenen Fahrzeug zu verwirklichen, jedoch sind oft die langfristigen Verpflichtungen und der tatsächliche finanzielle Aufwand nicht sofort erkennbar. Verbraucherschutzgesetze bieten einen Rahmen, innerhalb dessen Kreditnehmer das Recht auf Widerruf ihres Kreditvertrags geltend machen können, insbesondere wenn die Widerrufsbelehrung unzureichend ist.

Ein Widerrufsrecht für Autokredite gibt Verbrauchern die Möglichkeit, den Vertrag unter bestimmten Voraussetzungen rückgängig zu machen und Ansprüche auf Rückzahlung geltend zu machen. Die Klärung dieser rechtlichen Rahmenbedingungen ist entscheidend, um sich über die eigenen Rechte im Zusammenhang mit der Rückabwicklung von Autokrediten bewusst zu werden. Im Folgenden wird ein konkreter Fall vorgestellt, der diese Aspekte beleuchtet und analysiert.

Der Fall vor Gericht


Widerruf eines finanzierten Autokaufs: Landgericht spricht Käufer Rückzahlung zu

Kreditvertrag mit hervorgehobener Klausel zu Verzugszinsen und einem Autoschlüssel auf einem Tisch.
Rückabwicklung Autokredit nach Widerruf | Symbolfoto: Ideogram gen.

Das Landgericht Ravensburg hat einem Autokäufer im Streit um den Widerruf eines finanzierten Fahrzeugkaufs weitgehend Recht gegeben. Der Kläger hatte im März 2016 einen Darlehensvertrag über 9.402 Euro für den Kauf eines Hyundai i30 abgeschlossen. Nach Leistung einer Anzahlung von 5.280 Euro wurde der Restbetrag durch die Bank finanziert. Im März 2021 widerrief der Käufer seine Vertragserklärung.

Fehlende Verzugszinsinformation macht Widerruf möglich

Das Gericht sah den späten Widerruf als zulässig an, da die Bank den Kunden nicht ordnungsgemäß über die im Verzugsfall anfallenden Zinsen informiert hatte. Nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom September 2021 muss der zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses geltende Verzugszinssatz konkret als Prozentsatz im Kreditvertrag angegeben werden. Da diese Information fehlte, hatte die Widerrufsfrist nicht zu laufen begonnen.

Bank muss geleistete Zahlungen zurückerstatten

Die Bank wurde zur Rückzahlung von 14.714,87 Euro verurteilt. Diese Summe setzt sich aus den geleisteten Darlehensraten und der Anzahlung zusammen, abzüglich eines Wertersatzes für die in Anspruch genommenen Versicherungsleistungen. Das Gericht lehnte einen von der Bank geltend gemachten Anspruch auf Darlehenszinsen in Höhe von 434,87 Euro ab. Bei der Rückabwicklung eines mit einem Kaufvertrag verbundenen Darlehens bestehe kein Anspruch auf Verzinsung.

Gegenseitige Verpflichtungen bei der Rückabwicklung

Der Kläger wurde im Gegenzug zur Rückgabe des Fahrzeugs samt Zulassungsbescheinigungen, Kennzeichen und Schlüsseln verpflichtet. Die Bank hat außerdem Anspruch auf Wertersatz für Wertminderungen des Fahrzeugs, soweit diese auf einen nicht zur Prüfung notwendigen Umgang zurückzuführen sind. Die genaue Höhe des Wertersatzanspruchs muss in einem separaten Verfahren geklärt werden.

Kosten des Rechtsstreits werden geteilt

Das Gericht entschied, dass die Bank 63 Prozent der Prozesskosten zu tragen hat, während der Kläger die restlichen 37 Prozent übernehmen muss. Zudem muss die Bank den Kläger von vorgerichtlichen Anwaltskosten in Höhe von 1.134,55 Euro freistellen, da sie den Widerruf zunächst rechtswidrig abgelehnt hatte.


Die Schlüsselerkenntnisse


Das Urteil bekräftigt das Recht von Verbrauchern, auch Jahre nach Vertragsabschluss einen Kfz-Darlehensvertrag zu widerrufen, wenn die Widerrufsbelehrung Fehler enthält. Bei erfolgreichem Widerruf muss der Darlehensgeber die geleisteten Zahlungen zurückerstatten, während der Verbraucher das Fahrzeug zurückgeben und eine Nutzungsentschädigung zahlen muss. Das Gericht bestätigt zudem, dass der Darlehensgeber sich in Annahmeverzug befindet, wenn er die Rücknahme des Fahrzeugs nach einem berechtigten Widerruf verweigert.

Was bedeutet das Urteil für Sie?

Als Verbraucher haben Sie bei Kfz-Finanzierungen deutlich längere Widerrufsmöglichkeiten als bisher angenommen, wenn die Bank Fehler in der Widerrufsbelehrung gemacht hat. Prüfen Sie bei laufenden Finanzierungen die Widerrufsbelehrung – ein Widerruf könnte auch Jahre später noch möglich sein. Beachten Sie aber, dass Sie bei einem erfolgreichen Widerruf das Fahrzeug zurückgeben und eine angemessene Nutzungsentschädigung zahlen müssen. Die Bank kann die Rücknahme des Fahrzeugs nach einem berechtigten Widerruf nicht verweigern, ohne in Annahmeverzug zu geraten.


Widerrufsrecht – auch Jahre später noch möglich?

Das Urteil zeigt: Selbst Jahre nach Vertragsabschluss können Fehler in der Widerrufsbelehrung Ihnen die Möglichkeit geben, Ihren Autokredit zu widerrufen. Wir helfen Ihnen, Ihre Widerrufsbelehrung zu prüfen und die Chancen und Risiken eines Widerrufs abzuwägen. Gerade bei älteren Verträgen lohnt sich ein genauer Blick, denn ein erfolgreicher Widerruf kann zu erheblichen finanziellen Vorteilen führen. Sichern Sie sich Ihre Rechte und lassen Sie uns gemeinsam die Möglichkeiten in Ihrem individuellen Fall analysieren.
Fordern Sie unsere Ersteinschätzung an!


Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Wie lange kann ein Autokredit nach Vertragsabschluss widerrufen werden?

Die reguläre Widerrufsfrist für einen Autokredit beträgt 14 Tage nach Vertragsabschluss. Diese Frist beginnt jedoch erst zu laufen, wenn Sie eine ordnungsgemäße Widerrufsbelehrung und alle gesetzlich vorgeschriebenen Pflichtangaben erhalten haben.

Verlängerte Widerrufsfrist bei fehlerhafter Belehrung

Bei einer fehlerhaften oder unvollständigen Widerrufsbelehrung verlängert sich die Frist auf 30 Tage. Die Frist startet in diesem Fall erst, wenn Sie die fehlenden Informationen nachgereicht bekommen.

Unbefristetes Widerrufsrecht bei Mängeln

Ein zeitlich unbegrenztes Widerrufsrecht steht Ihnen zu, wenn der Kreditvertrag:

  • Fehlerhafte Pflichtangaben enthält
  • Eine mangelhafte Widerrufsbelehrung aufweist
  • Zwingend erforderliche Vertragsangaben fehlt

Formelle Anforderungen für den Widerruf

Der Widerruf muss schriftlich erfolgen und eindeutig Ihren Entschluss zum Widerruf des Vertrags zum Ausdruck bringen. Eine Begründung ist nicht erforderlich. Zur Fristwahrung genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs.

Rechtliche Besonderheiten seit 2020

Der Europäische Gerichtshof hat mit seinem Urteil vom März 2020 die Verbraucherrechte gestärkt. Dies betrifft insbesondere Autokreditverträge, die zwischen dem 11. Juni 2010 und dem 26. März 2020 abgeschlossen wurden. Bei diesen Verträgen können aufgrund bestimmter Formfehler erweiterte Widerrufsmöglichkeiten bestehen.


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Welche Kosten müssen bei einer Rückabwicklung nach Widerruf erstattet werden?

Bei einem erfolgreichen Widerruf des Autokredits erhalten Sie als Verbraucher sämtliche bereits geleisteten Zahlungen zurück. Dies umfasst:

  • Die komplette Anzahlung
  • Alle gezahlten Tilgungsraten
  • Sämtliche Zinsleistungen

Wertersatz und Nutzungsentschädigung

Der Zeitpunkt des Vertragsabschlusses ist für die Berechnung des Wertersatzes entscheidend:

Bei Verträgen nach dem 13. Juni 2014 müssen Sie lediglich für verbrauchten Kraftstoff, Versicherung und eventuelle Reparaturkosten aufkommen. Eine Nutzungsentschädigung für gefahrene Kilometer ist nicht zu zahlen.

Bei Verträgen vor dem 13. Juni 2014 berechnet sich die Nutzungsentschädigung nach folgender Formel:

$ \text{Bruttokaufpreis} \times \frac{\text{gefahrene Kilometer}}{\text{erwartbare Gesamtlaufleistung}} $

Wertverlustberechnung

Der Wertverlust wird vom Nettoverkaufspreis des Fahrzeugs berechnet. Dabei werden folgende Faktoren berücksichtigt:

  • Bruttokaufpreis abzüglich Händlergewinnmarge
  • Abzug der Umsatzsteuer
  • Objektiver Wert zum Zeitpunkt der Rückgabe

Rückgabepflicht

Sie müssen das Fahrzeug an die Bank zurückgeben, bevor Sie Ihre Zahlungen zurückerhalten. Wenn Sie das Auto bereits verkauft haben, müssen Sie der Bank den erzielten Verkaufspreis als Wertersatz zahlen.


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Was passiert mit dem finanzierten Auto nach erfolgreichem Widerruf?

Nach einem erfolgreichen Widerruf müssen Sie das finanzierte Fahrzeug an die Bank zurückgeben, da diese in die Rechte des Verkäufers eintritt. Es handelt sich dabei um eine Vorleistungspflicht – Sie müssen also erst das Auto zurückgeben, bevor Sie Ihre Ansprüche geltend machen können.

Finanzielle Abwicklung

Im Gegenzug für die Fahrzeugrückgabe erhalten Sie von der Bank:

  • Die geleisteten Tilgungsraten zurück
  • Eine eventuell geleistete Anzahlung
  • Sie werden von noch offenen Kreditverbindlichkeiten befreit

Wertersatzregelungen

Die Berechnung eines möglichen Wertersatzes richtet sich nach dem Datum des Kreditvertrags:

Bei Verträgen vor dem 13. Juni 2014 wird ein Nutzungsersatz für die gefahrenen Kilometer berechnet. Dieser ergibt sich aus: Bruttokaufpreis × gefahrene Kilometer ÷ Gesamtlaufleistung.

Bei Verträgen ab dem 13. Juni 2014 muss die Bank einen Wertersatz für den eingetretenen Wertverlust des Fahrzeugs verlangen.

Besondere Situationen

Wenn Sie das Fahrzeug bereits weiterverkauft haben, müssen Sie der Bank stattdessen den erzielten Verkaufspreis zahlen. Bei einem unverschuldeten Unfall mit Totalschaden können Sie den Widerruf trotzdem erklären – in diesem Fall müssen Sie der Bank die erhaltene Versicherungsleistung aushändigen.


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Welche formalen Fehler im Kreditvertrag ermöglichen einen Widerruf?

Eine fehlerhafte Widerrufsbelehrung führt dazu, dass die gesetzliche 14-tägige Widerrufsfrist nicht zu laufen beginnt. In einem solchen Fall können Sie den Kreditvertrag auch noch nach Jahren widerrufen.

Fehlerhafte Fristangaben

Der häufigste Fehler betrifft die Angabe des Fristbeginns. Wenn im Vertrag die Formulierung „Die Frist beginnt frühestens mit Erhalt dieser Belehrung“ verwendet wird, ist die Widerrufsbelehrung fehlerhaft. Die Frist muss eindeutig und unmissverständlich angegeben sein.

Unvollständige Pflichtangaben

Ein Widerruf ist möglich, wenn wesentliche Vertragsbestandteile fehlen oder unklar formuliert sind. Dies gilt insbesondere bei:

  • Fehlender oder unvollständiger Angabe der Widerrufsfolgen
  • Unklaren Informationen zum Fernabsatzgeschäft
  • Fehlender oder falscher Angabe der zuständigen Aufsichtsbehörde
  • Verwendung veralteter Gesetzeslagen oder Mustertexte

Formale Gestaltungsfehler

Die Widerrufsbelehrung wird auch unwirksam durch:

Ein Verstoß gegen das Deutlichkeitsgebot liegt vor, wenn die Belehrung in zu kleiner Schrift gedruckt oder im Vertragstext versteckt ist. Selbst kleine sprachliche Nuancen können die Belehrung ungültig machen, wie der Austausch des Wortes „erklären“ durch „klären“.

Fehlerhafte Rechtsfolgenbelehrung

Die Formulierung zu den Widerrufsfolgen muss präzise sein. Wenn beispielsweise von „Zahlungen innerhalb von 30 Tagen nach Absenden der Widerrufsbelehrung“ statt „nach Absenden der Widerrufserklärung“ die Rede ist, ist die Belehrung fehlerhaft.

Bei verbundenen Verträgen, wie etwa der Kombination von Darlehens- und Kaufvertrag beim Autokredit, müssen die Rechtsfolgen für beide Verträge korrekt dargestellt sein. Fehlt diese Information oder ist sie unklar formuliert, ermöglicht dies einen Widerruf.


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Wie läuft ein Gerichtsverfahren zur Durchsetzung des Widerrufs ab?

Einleitung des Verfahrens

Ein Gerichtsverfahren zum Widerruf eines Autokredits beginnt mit der schriftlichen Widerrufserklärung gegenüber der Bank. Wenn die Bank den Widerruf zurückweist, kann eine Klage beim zuständigen Landgericht eingereicht werden.

Streitwert und Kostenrisiko

Der Streitwert wird in der Regel auf Basis der vollen Kreditsumme berechnet. Dies führt zu einem asymmetrischen Chance-Risiko-Verhältnis, da die möglichen Prozesskosten im Verhältnis zum erzielbaren Vorteil relativ hoch sein können.

Verfahrensablauf

Das Gericht prüft zunächst die formalen Voraussetzungen des Widerrufs, insbesondere ob Fehler in der Widerrufsbelehrung vorliegen. Dabei spielen die EuGH-Urteile vom 26. März 2020 und 9. September 2021 eine wichtige Rolle, die die Widerrufsmöglichkeiten für Verbraucher gestärkt haben.

Erfolgsaussichten

Die Erfolgsaussichten hängen maßgeblich von der Qualität der Widerrufsbelehrung im Kreditvertrag ab. Bei Verträgen, die zwischen dem 11. Juni 2010 und dem 26. März 2020 abgeschlossen wurden, bestehen aufgrund der EuGH-Rechtsprechung besonders gute Chancen. Ein positives Beispiel zeigt ein Urteil des Landgerichts Bochum, bei dem die Klägerin über 8.000 Euro zurückerhielt.

Rückabwicklung nach erfolgreichem Verfahren

Bei einem erfolgreichen Verfahren erfolgt die vollständige Rückabwicklung des Vertrags. Sie erhalten alle gezahlten Raten sowie die Anzahlung zurück. Bei Verträgen bis zum 13. Juni 2014 werden zusätzlich Verzugszinsen in Höhe von 5 Prozentpunkten über dem Basiszinssatz fällig.


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Bitte beachten Sie, dass die Beantwortung der FAQ Fragen keine individuelle Rechtsberatung ersetzen kann. Haben Sie konkrete Fragen oder Anliegen? Zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren – wir beraten Sie gerne.


Glossar – Fachbegriffe kurz erklärt

Widerrufsfrist

Die gesetzliche Frist, innerhalb der ein Verbraucher einen Vertrag widerrufen kann. Bei Verbraucherdarlehen beträgt sie grundsätzlich 14 Tage ab Vertragsschluss (§ 355 BGB). Wichtig: Diese Frist beginnt aber nur zu laufen, wenn der Verbraucher ordnungsgemäß über sein Widerrufsrecht belehrt wurde. Bei fehlerhafter oder fehlender Belehrung kann das Widerrufsrecht auch noch Jahre später ausgeübt werden („ewiges Widerrufsrecht“). Ein Beispiel wäre eine fehlerhafte Verzugszinsinformation im Kreditvertrag.


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Darlehenszinsen

Die Vergütung, die ein Kreditnehmer an die Bank für die Überlassung des Darlehens zahlen muss (§ 488 BGB). Diese werden als Prozentsatz des Kreditbetrags berechnet und sind von den Verzugszinsen zu unterscheiden. Bei der Rückabwicklung eines widerrufenen verbundenen Vertrags (z.B. finanzierter Autokauf) muss der Kreditnehmer keine Darlehenszinsen zahlen – die Bank kann nur den reinen Kreditbetrag zurückverlangen.


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Wertersatz

Ein finanzieller Ausgleich für die Nutzung oder Verschlechterung einer Sache. Bei der Rückabwicklung eines Autokaufs nach Widerruf muss der Käufer Wertersatz für die Nutzung des Fahrzeugs leisten (§ 357 BGB). Dieser bemisst sich nach dem Wertverlust, der durch die über die Prüfung hinausgehende Nutzung entstanden ist. Beispiel: Verschleiß durch gefahrene Kilometer oder unsachgemäße Behandlung.


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Verbundener Vertrag

Eine besondere Vertragsform, bei der Kauf- und Darlehensvertrag rechtlich eine Einheit bilden (§ 358 BGB). Typisches Beispiel ist der finanzierte Autokauf. Wichtig: Der Widerruf eines Vertrags erfasst automatisch auch den anderen Vertrag. Widerruft der Käufer den Kreditvertrag, wird auch der Kaufvertrag rückabgewickelt. Die Bank muss dann alle Zahlungen erstatten, der Käufer das Auto zurückgeben.


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Verzugszinsen

Zusätzliche Zinsen, die ein Schuldner zahlen muss, wenn er mit seiner Zahlung in Verzug gerät (§ 288 BGB). Die Höhe muss bei Verbraucherkrediten bereits im Vertrag als konkreter Prozentsatz angegeben werden. Eine fehlende oder fehlerhafte Angabe macht die Widerrufsbelehrung unwirksam. Der gesetzliche Verzugszinssatz liegt bei 5 Prozentpunkten über dem Basiszinssatz.

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Wichtige Rechtsgrundlagen


  • § 355 Abs. 2 Satz 1 BGB (Widerrufsfrist): Die Widerrufsfrist beginnt erst zu laufen, wenn dem Verbraucher alle gesetzlich erforderlichen Pflichtangaben, insbesondere nach § 492 Abs. 2 BGB in Verbindung mit Art. 247 §§ 6 bis 13 EGBGB, vollständig vorliegen. Fehlen diese Angaben, bleibt das Widerrufsrecht bestehen.
    Im Fall wurde die im Darlehensvertrag erforderliche Information über den Verzugszinssatz nicht konkret angegeben. Dadurch begann die Widerrufsfrist nicht, und der Kläger konnte den Vertrag auch nach mehreren Jahren widerrufen.
  • Art. 247 § 6 Abs. 1 Nr. 1 EGBGB (Pflichtangaben im Darlehensvertrag): Kreditverträge müssen den bei Abschluss geltenden Verzugszinssatz als konkreten Prozentsatz angeben. Unklare oder fehlende Angaben führen dazu, dass die Pflichtangaben unvollständig sind.
    Im vorliegenden Fall fehlte diese konkrete Angabe, wodurch die Widerrufsfrist gemäß § 355 BGB nicht zu laufen begann. Dies war ein wesentlicher Grund für die Zulässigkeit des späten Widerrufs.
  • § 356b Abs. 2 Satz 1 BGB (Widerrufsfrist bei Verbraucherdarlehen): Die Frist beginnt nicht zu laufen, wenn die nach § 492 Abs. 2 BGB erforderlichen Pflichtangaben nicht vollständig enthalten sind.
    Da die Beklagte die notwendigen Informationen nicht korrekt angegeben hatte, blieb das Widerrufsrecht des Klägers über Jahre hinweg bestehen, was zur erfolgreichen Rückabwicklung des Darlehensvertrags führte.
  • § 358 Abs. 4 Satz 5 BGB (Verbundenes Geschäft): Im Fall eines verbundenen Geschäfts tritt der Darlehensgeber in die Rechte und Pflichten des Verkäufers ein. Dies umfasst auch die Verpflichtungen zur Rückabwicklung nach einem Widerruf.
    Der Kläger konnte den Widerruf nutzen, um sowohl die Rückgabe des Fahrzeugs als auch die Rückerstattung der Zahlungen zu fordern, da die Beklagte als Kreditgeberin für das verbundene Geschäft haftet.
  • RL 2008/48/EG (EU-Verbraucherkreditrichtlinie): Diese Richtlinie regelt europaweit einheitliche Verbraucherrechte bei Kreditverträgen. Sie verlangt vollständige und klare Angaben im Kreditvertrag, ohne die das Widerrufsrecht nicht erlischt.
    Der EuGH hat entschieden, dass nationale Einschränkungen, wie die Verwirkung des Widerrufsrechts, bei unvollständigen Angaben unzulässig sind. Dies stärkte die Rechtsposition des Klägers im Fall erheblich.

Das vorliegende Urteil


LG Ravensburg – Az.: 2 O 212/21 – Urteil vom 23.08.2022


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